Nach drei Jahren gehen die StadtRecherchen und unsere Reise nach Floridsdorf, Donaustadt, Favoriten und Simmering zu Ende. Das heißt aber nicht, dass es von den Gruppen, die wir in dieser Zeit kennengelernt haben und mit denen wir arbeiten durften, nichts Neues mehr gibt – im Gegenteil! Denn viele von ihnen haben beschlossen, einfach ohne uns weiterzumachen und gründen eigene Companies und Theatergruppen oder machen sich gemeinsam mit den Künstler*innen, die sie bei den StadtRecherchen kennengelernt haben, ab jetzt ihr eigenes Workshop-Programm. Und einen besseren Abschluss können wir uns eigentlich gar nicht wünschen!
Am 13. Juni waren wir beim Sommerfest des Stand 129 am Viktor-Adler-Markt in Favoriten zu Gast. Die Gruppe „Wir Frauen vom Viktor-Adler-Markt“, die sich dieses Jahr im Rahmen der StadtRecherchen kennengelernt hat, hat dort eine Version ihrer Performance „129 Marktstandpunkte“ gezeigt, die sie eigens mit unserer Workshopleiterin Camilla Reimitz für den öffentlichen Raum adaptiert hat.
Darüber wie es jetzt genau ab Herbst weitergeht, wird gerade intensiv nachgedacht – ziemlich sicher aber ist, dass dies nicht der letzte Auftritt der „Viktorias“ war und dass es die Möglichkeit gibt, ab Herbst in die Gruppe einzusteigen. Mehr Infos dazu gibt es dann im Herbst direkt beim Stand 129.
Auch von unseren „Burg RAQS“ werdet ihr in Zukunft noch hören. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere an einen unserer ersten Posts, in dem es um eine Gruppe ging, die noch keinen Namen gefunden hatte. Junge Erwachsene mit und ohne Fluchterfahrung haben gemeinsam mit der Choreographin Tina Rauter und dem Musiker TJ Hicks eine Tanzperformance und den dazu gehörigen Soundtrack entwickelt. Ab jetzt heißen sie RAQS (Farsi für Tanz) und ihre Performance „positiv Denken“ gibt es vorerst am 27. 06. im Dschungel Wien im Rahmen der Saison-Abschlussparty zu sehen. Und dann heißt es Daumen halten – die RAQS gründen unter der künstlerischen Leitung von Tina Rauter eine Company und haben gerade um Projektförderung bei der Kunst- und Kulturabteilung der Stadt Wien angesucht! Wenn alles klappt, könnt ihr die Weiterentwicklung ihrer Arbeit nächsten Mai im DSCHUNGEL erleben.
Einen Tag früher, am 26.05., gibt es in der Donaustadt im Pensionistenwohnhaus Sonnenhof-Tamariske die Langversion des Theaterstücks „Lebensbus“ zu sehen, das die dortige Theatergruppe mit Caroline Welzl für die heurigen StadtRecherchen-Präsentation erarbeitet hat. Die Senior*innen haben uns alle überholt und innerhalb von nur sechs Wochen aus ihrer ursprünglichen achtminütigen Fassung eine einstündige Version gemacht!
Caro geht dann übrigens gleich im Herbst mit ihrer Gruppe aus dem Jahr davor – der Theatergruppe spielART , die ihre Basis ebenfalls im 22. Bezirk hat – auf Klausur und arbeitet an einem Workshopwochende mit den Mitwirkenden an ihrer nächsten Inszenierung. Anfang April waren wir bereits zur Premiere von Nestroys „Der Zerrissene“ eingeladen. Das Stück, zu dem Caro mit der Gruppe im Rahmen der StadtRecherchen 2017/18 eine Kurzversion auf die Bühne gebracht hatte, wurde in einer mitreißenden, zweistündigen Version im Cafè Kreuzberg im 7. Bezirk und in der Pfarre Breitenlee gezeigt.
Ebenfalls an einer „Extended Version“ ihres Stücks, das bei der heurigen Ausgabe der StadtRecherchen-Präsentation zu sehen war, arbeiten die Gruppe „Theater der Träume“ vom Verein PlayTogetherNow und Martina Winkel. Sie werden ihre Interpretation von Büchners „Woyzeck“ als „W. wie Woyzeck“ im kommenden Herbst präsentieren.
Romy Kolb und die Teilnehmer*innen von Jugend am Werk:Sozialraum, Werkstätte und Tagesstruktur Hirschstetten haben an allen drei Ausgaben der StadtRecherchen mitgewirkt und schon lange beschlossen, ihre gemeinsamen Proben und Stückentwicklungen fortzusetzen. Sie werden sich ab Herbst wieder mit zeitgenössischem Tanz und Performance beschäftigen und hoffentlich weiter so berührende, kraftvolle und humorvolle Präsentationen auf die Beine stellen. Unser Tipp: falls ihr einmal Gelegenheit habt, eine Vorstellung zu sehen – schaut euch das unbedingt an!
Es gibt also keinen Grund traurig zu sein, denn die StadtRecherchen gehen weiter – zwar ohne uns, aber ganz im Sinne unseres Projekts, überall in der Stadt, in den Köpfen und in den Herzen unserer großartigen Beteiligten, die sich unsere Idee zu eigen gemacht haben und ab jetzt die Sache selbst in die Hand nehmen werden.
Wir sind dankbar, in diesen aufregenden drei Jahren überall, wo wir unsere Idee vorgestellt haben, neugierige, kreative und offene Menschen getroffen zu haben, die uns so herzlich empfangen haben und so mutig waren, sich mit uns auf eine Reise zu begeben, von der wir nicht wussten, wohin sie uns führen wird. Danke euch allen! Wir sind gespannt, was wir weiterhin von euch sehen und hören werden!
Euer StadtRecherchen-Team
Verena, Andrea und Airan
Unsere Projektwebsite und unser Foto- und Videoarchiv hier und auf YouTube bleiben bestehen, um allen Interessierten weiterhin Einblick in die künstlerischen Prozesse zu geben, die durch die StadtRecherchen angestoßen wurden, und sich von den entstandenen Projekten und dem StadtRecherchen-Spirit inspirieren zu lassen.